Von Whitehorse ist unser nächstes großes Ziel die Goldgräberstadt Dawson City. Der Weg in den Norden ist in zwei Tagen zurück gelegt, und endlich wird der tagelange Regen wieder durch Sonne abgelöst. Die Herbstfarben leuchten in den Sonnenstrahlen und bei den Five Finger Rapids am Yukon River legen wir die kurze 1,5 Kilometer Wanderung zu den Stromschnellen zurück. Während des Goldrausches stellten diese Stromschnellen ein gefährliches Hindernis dar, und viele verloren hier ihr Hab und Gut. In Pelly Crossing bleiben wir bei einem kostenlosen, ehemaligen Campingplatz, kochen leckere Wraps und genießen das Wetter.
Den Abstecher unterwegs nach Mayo und Keno lassen wir aus Zeitmangel lieber aus, wir wollen schnell hoch zum Dempster und uns lieber dort mehr Zeit lassen.
Kurz vor Dawson City können wir schon kurz auf die Abzweigung des Dempster Highways schielen, wir checken die Preise an der Tankstelle und fahren weiter in die City. Denn die Wettervorhersage für den Weg nach Norden war die kommenden Tage nicht optimal und so wollten wir erstmal die Stadt erkunden. Schnell ändert sich auch hier wieder die Landschaft, links und rechts der Straße ragen Schotter- und Steinhügel in den Himmel, dies ist das Land der Goldgräber und offensichtlich wurde hier der gesamte Grund und Boden bereits abgetragen und durchsucht.
Unsere erste Anlaufstelle ist das Northwest Territories Visitor Center, dort erkundigen wir uns über das Wetter im Norden, den Straßenzustand des Dempster Highway und werden mit ein paar Broschüren ausgestattet. Das Wetter für Morgen soll toll sein, danach sollen zwei bis drei bescheidene Tage mit ein klein wenig Schnee folgen und daraufhin wieder von Sonne abgewechselt werden. Wir sind hin und her gerissen und entscheiden uns schlussendlich zwei bis drei Tage in Dawson zu bleiben und danach erst gegen Norden zu starten.
Im gegenüber liegenden Visitor Center für den Yukon holen wir uns Informationen zur Stadt und Umgebung und kommen mit einem Angestellten ins Quatschen. Er schwärmte von den Farben, die aktuell am Dempster zu sehen sind – an unserer Stelle würde er gleich aufbrechen, denn der Höhepunkt der Herbstfarben hält meist nicht lange an, und in ein paar Tagen würde alles schon wieder anders aussehen.
Auf zum Dempster
Spontan werfen wir unseren ganzen eben gefassten Plan wieder über den Haufen und starten am späten Nachmittag. Unterwegs wird noch bis zum Anschlag voll getankt, denn die Tankstellen Richtung Inuvik werden immer teurer. Die günstigste Tankstelle in Dawson City befindet sich stadtauswärts, Richtung Dempster, hinter der Brücke links. Eine „Cardlock“ Tankstelle, bei der nur mit Kreditkarte am Automaten bezahlt werden kann. 1,129$ (0,774€) kostet hier der Liter, gar nicht so schlimm wie befürchtet.
45 Kilometer später stehen wir also hier, am Start des Dempster Highway, dem wir so lange entgegen gefiebert haben. Seit unserer unfreiwilligen Verspätung in Halifax hatten wir das Ziel vor Augen rechtzeitig vor Wintereinbruch im Yukon und in Alaska anzukommen. Nun haben wir also den ersten Teil geschafft, doch so ganz können wir es immer noch nicht glauben. Ab jetzt können wir endlich das Tempo drosseln.
Wir fangen auch sofort damit an, und suchen uns zu Beginn des Dempster Highway, bei Kilometer fünf, einen netten Schlafplatz. Auf dem Weg dort hin begegnet uns auch noch ein Luchs, so gefällt uns das, wir hoffen unterwegs noch auf Grizzlys und Karibus.
Das Lagerfeuer bleibt auch heute leider wieder sehr bescheiden, wieder einmal ist das Holz durch den vielen Regen viel zu nass. Ein paar Marshmallows werden aber noch zur Vorspeise gegrillt.
Der Dempster Highway ist der einzige Highway Kanadas, der den Polarkreis überquert und führt 736 Kilometer bis nach Inuvik. Bis auf wenige Kilometer ist die gesamte Strecke eine Schotterpiste.
Das besondere am Dempster Highway ist sein Design. Die Straße sitzt auf einer 1,2 – 2,4 Meter dicken Schotterschicht, um den Permafrostboden darunter zu schützen. Ohne diese Schutzschicht würde die Straße den Permafrost erwärmen und letztendlich im aufgeweichten Grund einsinken.
Den ersten Tag starten wir gemütlich. Vor Abfahrt lassen wir noch etwas Luft aus den Reifen, damit fährt es sich sicherer und komfortabler auf Schotter. Auch im Auto wird nochmal alles etwas besser verstaut, der Straßenzustand soll zwar gut sein, doch wir stellen uns lieber auf Schlaglöcher und Bodenwellen ein. Die Gibb River Road aus Australien haben wir im Kopf, das war eine ordentliche Ruckelpartie.
Wanderung im Tombstone Territorial Park
Um 11 Uhr kommen wir dann endlich los, doch nicht allzuweit. Gleich hinter dem Start des Tombstone Territorial Park findet sich der Trail zum Grizzly Creek und Monolith Lookout. Eigentlich haben wir geplant die Wanderung erst am Rückweg mitzunehmen und heute noch das schöne Wetter auf der Straße zu genießen. Doch die Landschaft finden wir so atemberaubend, dass auch dieser Plan gleich verworfen wird, und wir sofort auf den insgesamt 6 Kilometer langen Trail starten. Mit dabei wärmere Jacken, ein paar Müsliriegel als Stärkung und der Bärenspray gut erreichbar seitlich am Rucksack.
Ca. eine Stunde sind wir unterwegs bis zum Lookout und haben eine unbeschreibliche Aussicht auf das Grizzly Valley und das Cairnes Valley. Dort oben treffen wir auch ein paar Deutsche und kommen ins Gespräch, welches jedoch schnell abgebrochen wird als uns die ersten Regentropfen erreichen. Sie haben nämlich ein Baby dabei – verbringen aktuell ihre Elternzeit mit Camper in Alaska und Kanada, einfach genial.
Wir Beiden bleiben noch ein wenig, genießen nochmal den Wahnsinns Ausblick, bevor wir uns langsam auf den Abstieg begeben. Eigentlich könnte man von hier noch lange weitergehen, bis zu 8,5 Kilometer (one way) weiter bis zum Grizzly Lake, wenn man Lust hat, doch bei dem Wetter passen wir. Wir scheinen dem Regen vorauszulaufen, und schaffen es doch noch trocken zurück zum Auto.
Dem Tombstone Interpretive Center statten wir einen kurzen Besuch ab. Auf einem Whiteboard lesen sich die letzten gemeldeten Tiersichtungen entlang des Highways. Vor zwei Tagen waren zum Beispiel zwei Wölfe gesichtet worden – Wow!
Auch gibt es hier wieder detaillierte Infos zu Bären, und wie mach sich bei einem Zusammentreffen zu verhalten hat. Neu ist folgender Infoflyer: „If you see ravens circling in the sky… maybe there’s a carcass close by….. Don’t stay close…… Watch for bears or wolves!!“
Für diese Nacht bleiben wir am Campground gleich nebenan, 12$ für wunderschöne Plätze, mit Feuerholz, Feuerstelle, Campingtisch und Bank, und Plumpsklo. Da kann man sich nicht beschweren. Wir haben Glück und sichern uns gleich einen schönen Platz direkt an einem kleinen Bach. Wieder einmal kochen wir für unsere Verhältnisse richtig aufwändig, Tiroler Gröstl mit Ahornsirup Speck – lecker!
Wir treffen die Deutschen von der Wanderung wieder, und verbringen den Abend mit Tarek, Lisa, Wolfgang und Ulli am Lagerfeuer und genießen ein paar Marshmallows. Sie schwärmen uns vom Denali Nationalpark vor, und empfehlen uns diesen falls möglich unbedingt zu besuchen.
Bis jetzt haben wir dem Denali Nationalpark nicht wirklich viel Aufmerksamkeit bei unserer Planung geschenkt, hatten wir irgendwie noch im Kopf, dass Busse und Campingplätze schon Wochen und Monate vorher ausgebucht sind und wir sowieso keine Chance haben. Dass wir nun in der Nebensaison unterwegs sind und dort Plätze verfügbar sein könnten, war uns noch nicht wirklich in den Sinn gekommen.
Es liegt wohl auch daran, dass wir selten weiter als ein paar Tage im voraus planen (wenn überhaupt). Oft recherchieren wir auch erst beim Losfahren nochmal schnell, was es hier in der Gegend so zu sehen gibt.
Obwohl wir Tags zuvor für unsere Verhältnisse früh, also vor Mitternacht, ins Bett kamen, wird der Wecker geschätzte 10 Mal auf „Snooze“ gestellt. Der graue Nebel und die kalten Temperaturen verlocken nicht wirklich aus den warmen Schlafsäcken rauszukriechen und in die kalte Kleidung zu wechseln.
Nach Kaffee und warmen Haferflocken sind wir bereit und machen uns weiter auf den Weg nach Norden. Das grau in grau und der Nieselregen vermitteln der Landschaft etwas wildes, verwunschenes und wir genießen sehr auch diese Stimmung hier erleben zu können. Je weiter wir kommen, umso kälter wird es und schließlich sehen wir sie – die ersten Schneeflocken!
Die Atmosphäre gefällt uns, und wir fühlen einen Hauch des kanadischen Winters/Herbst mitzuerleben. Die Straße ist mittlerweile recht schlammig und trägt damit noch weiter zu dieser abenteuerlichen Stimmung bei.
Unterwegs sehen wir einen Camper auf der Straße stehen, einem jungen russischen Päärchen ist der Sprit ausgegangen. Leider Gas, also kann dies nicht einfach mit einem Kanister aufgefüllt werden – die einzige Lösung: ca. 30 Kilometer bis zur nächsten Tankstelle in Eagle Planes abzuschleppen. Wir fahren ran und überlegen gerade, ob a) wir bei der rutschigen schlammigen Straße die beiden überhaupt abschleppen könnten und b) ob wir das unserem Auto antun wollen und welche Alternativen wir hätten. ;)
Doch gerade als wir uns mit den Beiden beratschlagen, kommen Einheimische in ihrem Dodge RAM Pickup vorbei. Sofort halten sie an und schleppen den Camper ab. Für den Pickup, der bis zu 5 Tonnen ziehen kann, ist das überhaupt kein Problem – da sind wir aber froh.
In Eagle Planes stoppen wir für eine kleine Pause und schauen nochmal bei den Beiden vorbei, die auf den nächsten Tag warten müssen. Der Gasbeauftragte ist erst morgen wieder hier und wird sie dann betanken.
Schneesturm am Polarkreis
Für uns geht die Fahrt weiter, bei -3°C stehen wir am Artic Circle und machen Fotos. Weiter geht die Fahrt. Plötzlich bewegt sich etwas in der Landschaft, dass kann es doch nicht sein – ein Wolf! Sofort steigt Daniel auf die Bremse, da stehen wir also bei Sturm und Schnee im Norden des Yukons und sehen einen wilden Wolf. Wir können es nicht fassen, stehen da also mitten auf der Straße, und halten Ausschau. Immer näher kommt dieser und überquert nicht weit vor uns die Straße.
Am Nachmittag wird es Zeit einen Schlafplatz zu suchen, der Wind fegt um das Auto und es schneit immer heftiger. Wir entscheiden uns noch etwas weiter zu fahren, über die Richardson Mountains und das Peel Plateau und hoffen dahinter irgendwo einen etwas geschützteren Schlafplatz zu finden. Von dem atemberaubenden Panorama rings um uns bekommen wir wenig mit und können die Berge, die uns hier umringen nur erahnen. An der Grenze zum Northern Territory wird es immer weißer und weißer. Der Zustand der Straße wechselt sich von matschig zu sehr glatt immer wieder ab, und wir kommen nur langsam vorwärts. Wir sind froh um unseren Allrad. Geeignete Stellplätze sehen wir bei dem Wetter keine, und jene auf iOverlander bieten sich bei dem Sturm nicht wirklich an. Also parken wir schlussendlich einfach bei einem Pull Out vor einem kleinen Lookout. -3,9°C hat es in der Nacht, doch mit den Schlafsäcken und geschlossenem Dach kein Problem. Auch unsere Thermomatten von Projekt Camper tragen ihren Teil dazu bei, als wir diese in der Früh entfernen ist die Scheibe dahinter komplett gefroren.
Ein wenig Sorgen machen wir uns um unseren Außenwassertank und die Leitungen. Diese sind nur annähernd leer und nicht komplett – hoffentlich frieren die nicht über Nacht und irgendetwas geht kaputt.
Das Aufstehen am nächsten Morgen braucht wieder etwas Überwindung, doch ein Blick aus dem Fenster überzeugt. Der Himmel ist aufgeklart und die Landschaft ist grandios. Wir gehen die 100 Meter zum Lookout („Tetlit Gwinjik Park and Peel River plateau view“), sehen über die Weiten des Mackenzie Delta, und Peel River, und sehen die schneebedeckte Richardson Mountains im Hintergrund.
Auch zurück beim Auto gibt es ein kleines Fotoshooting. Von oben bis unten in Schlamm eingehüllt, mit Eiszapfen an den Radkästen. Der Auspuff ist total eingesaut, den hatten wir am Vortag allerdings schon immer in regelmäßigen Abständen kontrolliert.
Weit ist es nicht mehr bis zur ersten kostenlosen Fähre über den Peel River, bei der matschigen Piste sind wir vorsichtig unterwegs, waren wir von der Dame im Visitor Center noch vor einer gefährlichen Kurve, die zur Fähre hinunter führt, gewarnt worden. Hier gibt es regelmäßig Unfälle, die scheinen allerdings mit ganz anderer Geschwindigkeit als wir unterwegs zu sein. :D
Hier wird das Wetter immer besser und die Temperaturen steigen langsam. Bei der 45 minütigen Wartezeit auf die Fähre hören wir immer wieder Matsch vom Auto auf den Boden fallen. Auch das Eis, welches sich in den Stoßstangen und überall gesammelt hat fängt an zu schmelzen. Doch so ganz gefällt uns das nicht, denn langsam wird der Dreck steinhart.
Wir fahren weiter bis zur zweiten Fährenverbindung am Dempster Highway – dem Mackenzie River. Diese beiden Fährverbindungen werden im Winter von Ice Bridges abgelöst, das muss nochmal ein ganz besonderes Erlebnis sein.
Das Mackenzie Delta ist riesig, so ganz kann man dies von dieser Perspektive allerdings nicht begreifen. Das Flussdelta wird auf der westlichen Hemisphäre nur von dem Mississippi und Amazon Delta übertroffen und gehört zu den 10. Größten weltweit.
Die Straße ab hier ist in bestem Zustand, man merkt nichts mehr von dem Matsch und Spurrinnen sind keine zu sehen, hier sind die „Grader“ (Straßen-Planierfahrzeug) täglich im Einsatz. Wäre der Schnee am Vortag nicht gewesen wäre die Straße in besserem Zustand gewesen als so mancher Highway z.B. in Quebec.
Inuvik
Und so kommen wir am Nachmittag in Inuvik an. Eine der nördlichsten Städte Kanadas und nur 97 Kilometer trennen uns hier von der Beaufortsee. Diese ist allerdings im Sommer nur per Flugzeug oder Boot zu erreichen, z.B. mit einem Flug nach Tuktoyaktuk. Nur im Winter führt eine Straße noch weiter in den Norden, eine Iceroad. Ab 2018 oder vielleicht sogar schon 2017 soll sich dies allerdings ändern. Seit Jahren ist hier eine neue Straße in Arbeit, welche ab Inuvik weitere 137 Kilometer nach Tuktoyaktuk und somit zum Polarmeer führen wird.
Im Sommer muss Inuvik auch etwas besonderes sein, für 56 Tage geht hier die Sonne nicht unter, dafür sind aber auch 30 Tage im Winter ohne Sonnenlicht.
Ein besonderes Bild in Inuvik sind die überirdischen Wasser und Abwasserleitungen. Wichtig aufgrund des Permafrosts, auf welchem die Stadt liegt. Die Leitungen würden diesen sonst erwärmen und ein Absinken wäre auch hier wieder die Gefahr.
Erste Anlaufstelle in Inuvik ist das Visitor Center, hier gibt es eine liebevolle kleine Ausstellung und wir holen uns natürlich unser Zertifikat ab. Ein kostenloses Zertifikat welches bestätigt, dass man den Arctic Circle überquert hat. ;)
Hier werden wir auch von Alex angesprochen, ob wir die Münchner sind. Was nun folgt hätten wir allerdings nicht erwartet. Er ist selbst mit seinem Auto nach Inuvik gefahren, hatte hier allerdings einen Unfall. Ihm gehts gut, dem anderen Beteiligten und dessen Auto auch. Doch sein Auto ist Totalschaden, bzw. die Reparatur hier in Inuvik einfach nicht wert.
Gestrandet in Inuvik, in der Nebensaison, mit kaum mehr Touristen, die es hier her nach Norden verschlägt, keine so tolle Situation.
Also gehts morgen mit einem Hitchhiker Richtung Süden, den Abend nutzen wir noch um etwas klar Schiff zu machen, und unser „Graffi“ (österr. für Chaos / Kleinkram) so gut wie möglich zu verstauen.
Das Sightseeing in Inuvik besteht aus dem kurzen Besuch der Iglokirche im Stadtzentrum, und dem Besuch des nördlichsten Supermarkts Kanadas. Dort findet sich neben einer 2 Liter Milch für 6$ auch ein Snowmobile inkl. Transport von Whitehorse nach Inuvik für 13.000$.
In Inuvik gönnen wir uns seit langem einen richtigen Campground in der Stadt, den Happy Valley Territorial Park, denn nach der Fahrt sehnen wir uns nach einer warmen Dusche. Gleich ums Eck findet sich das Restaurant Alestine’s welches wir für „local food“ im Visitor Center empfohlen bekommen haben. Es gibt Rentier Chili mit Mozarella Pommes und Fish Taco, super lecker und wirklich empfehlenswert. Das Dessert – der „Piece of Tail“, ein Eskimo Donut mit Karamel- und Schokosoße und Sahne übertrifft allerdings alles.
Ab in den Süden
Am nächsten Morgen sammeln wir Alex bei seinem Auto ein, dieses bleibt in Inuvik zurück. Nachdem wir auf dem Weg hier hoch durch die Straßenverhältnisse vermutlich doch mehr Sprit verbraucht hatten, wird hier nochmal teuer bei „Esso Arctic“ getankt (1,59 $ / 1,09€).
Bei blauem Himmel geht es nun wieder in den Süden, wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, als wir die Landschaft vom Vortag nun bei klarem Himmel sehen können und so folgt ein Fotostop auf den nächsten. Auch die Straße selbst ist wie ausgewechselt. Der Matsch ist komplett getrocknet, viele Straßenstücke sind bereits präpariert. Eine perfekte Gravel Road!
Bei Minus Graden in der Nacht wollen wir Alex nicht im Freien übernachten lassen und so machen wir es uns am Rock River Campground für 12$ bequem. Seinen Schlafplatz kann er so nun im „Shelter“ neben dem Ofen einrichten, Feuerholz gibt es genug.
Wir kommen mit Anthony aus der USA ins Gespräch, mit seinem VW Beetle hat er den schönsten Stellplatz des Campgrounds belegt. Und ja – tatsächlich war er hier mit seinem VW Beetle, mit dem er wie er nebenbei erwähnt auch schon am Dalton Highway war. Das Äquivalent zum Dempster in Alaska, die Straße die nach Prudhoe Bay führt.
Während wir so quatschen erfahren wir von vorbeikommenden Deutschen, dass gerade ein Wolf durch den Campground gelaufen sein soll. Mit Bärenspray und Kamera bewaffnet machen wir uns also zu Viert auf die Suche – zu Fuß! Zwischendurch zweifeln wir kurz an unserem Verstand ihn zu Fuß zu suchen. ;) Doch für heute bleibt der Wolf verschwunden. Auch Grizzlys die es am Dempster Highway geben soll, haben wir bisher leider noch keine gesehen. Als auch weit und breit keine Karibus. Irgendwann im Herbst, meist im September und Oktober, ist hier die große Migration der Karibus an ihren Winterplatz. 160.000 Karibus!
Die Nacht verbringen wir gemeinsam mit Anthony rund ums Lagerfeuer und starren alle paar Minuten in den klaren Sternenhimmel. Wir hoffen auf Nordlichter. Kurz sind diese auch ganz schwach am Himmel erkennbar, ganz leichte weiße Schimmer direkt über uns. Wir warten und warten, doch um halb 2 und bei -5.4 Grad lassen wir es für heute bleiben.
Das Frühstück gibts am nächsten Morgen im warm geheizten Schelter, und als wir gerade erst aus dem Campingplatz rausgefahren sind, steht da plötzlich ein Wolf auf der Straße. Vielleicht derselbe Wolf, den wir bereits auf dem Weg in den Norden gesehen haben, denn dies scheint nicht weit von hier entfernt gewesen zu sein. Scheinbar wohnt er in der Gegend. ;) Der Tag besteht wieder aus viel Fahren und vielen Fotostops.
Mit gutem Blick auf die Tundra bleiben wir kurz stehen und suchen die Gegend mit Fernglas nach Grizzlys ab, hier sollen sie zu finden sein, als auch Karibus, wenn sie bereits hier wären. Später stoppen wir auch nochmal am Engineer Creek, wo wir bereits auf dem Weg nach Norden gehalten haben. Von mehreren Leuten haben wir gehört, dass hier eine Grizzly Mama mit ihrem Jungen wohnt und regelmäßig auf, oder neben der Straße gesichtet wird. Wir warten und suchen, sehen allerdings nur ihre Hinterlassenschaften.
Am späten Nachmittag gehts weiter zum Tombstone Campground, wieder gibt es hier einen Shelter, diesmal sogar mit winddichten Folien vor den Moskitonetzen, hier sollte es Alex noch gemütlicher haben. Wir kommen mit einem Paar aus Deutschland ins Gespräch, sie haben sich strategisch einen Platz gesucht, von dem man Nordlichter fotografieren kann. Klar machen wir das genauso und wählen einen Platz, von dem man vergleichsweiße gut nach Norden sieht. Heute Abend sollen sie da sein. Und siehe da, bei einem Kontrollgang am Abend sehen wir sie plötzlich über uns. Das Warten und frieren hat sich also ausgezahlt und Kamera und Stativ werden gezückt.
Der Goldensides Trail
Den nächsten Vormittag verbringen wir noch mit einer 3,4 km Wanderung am Goldensides Trail. Auch hier sollen Grizzlys zu finden sein, der „Blueberry“ Hügel gleich nebenan ist momentan sogar wegen Grizzlys geschlossen. Ewig stehen wir also am höchsten Punkt unserer Wanderung und suchen mit dem Fernglas, einige andere Wanderer treffen wir hier, doch auch sie finden keine Tiere. Die Wanderung ist quasi unser Abschied vom Dempster Highway, von hier sind es nur noch 74 Kilometer bis zur Kreuzung mit dem Highway.
In Dawson City liefern wir Alex erst mal beim Hostel ab, wir erkunden zwischenzeitlich die Stadt, spazieren auf und ab. Am Abend treffen wir uns dann wieder auf ein Essen im Sourdough Restaurant. Danach folgt noch ein Highlight von Dawson City, es geht in das Downtown Hotel, wo der berühmt berüchtigte Sourtoe Cocktail zu finden ist. Eigentlich total ecklig, aber irgendwie gehört dies für uns dazu.
Da stehen wir dann also Nr. 69.105 und 69.106 . Nach diesem Erlebnis geht es für uns weiter in die Diamond Tooth Gertie’s Gambling Hall. Ebenfalls ein Highlight von Dawson City. Hier wollen wir auch die tanzenden Cancan Girls bewundern, doch aufgrund eines aktuellen Poker Turniers gibt es nur die frühe Vorstellung um 8 Uhr. Egal, den anderen beim Zocken zuzuschauen kann auch was.
Auf dem Weg zurück zum Auto sehen wir wieder ganz leichte Nordlichter am Himmel tanzen, als wir noch überlegen zum Midnight Dome hochzufahren und dort zu schlafen verschwinden diese wieder. Also bleiben wir am Parkplatz direkt vorm Hostel, immerhin ist es schon spät genug.
In Dawson City wird erst mal wieder das kostenlose Internet im Visitor Center genutzt, wir müssen ein wenig arbeiten. Für den Blog blieb leider wieder keine Zeit.
Bei einem Gespräch mit der Dame im Visitor Center finden wir heraus, dass sich die Wettervorhersage geändert hat, und für die kommenden Tage viel Regen vorhergesagt wird. Wenn wir den Top of the world Highway fahren möchten, würde sie uns dringend dazu raten, noch heute zu fahren, denn bei Regen wäre dieser gar nicht lustig.
Na toll, hatten wir doch geplant noch mind. 1 Tag in Dawson zu bleiben, hier gäbe es noch einiges zu sehen, wie z.B. eine Dredge (Schaufelschwimmbagger), oder die Möglichkeit selbst nach Gold zu schürfen. Eine schwere Entscheidung, also verschlägt es uns erstmal ins Alchemy Cafe, und das gefällt uns. Einen wirklich guten Kaffee gibts hier, und der Brunch ist der Hammer. Dort gibt es eine spontane musikalische Einlage von einer älteren Dame mit ihrer genauso alten Ziehharmonika, auch der Mitarbeiter (wieder einmal ein Deutscher) kann hier mithalten und holt seine eigene Ziehharmonika aus dem Schrank und legt los.
Irgendwann müssen wir uns dann doch losreissen, denn eine Autowäsche ist dringend angesagt!! Über 1,5 Stunden verbringen wir bei der Waschstraße und das Ergebnis war mehr als bescheiden. Trotz mehrerer Autowäschen in Alaska klebt teilweise Wochen später immer noch Dempster Dreck am Auto. Später haben wir erfahren, dass auf dem Dempster Highway Calciumchlorid eingesetzt / verstreut wird, um die Staubbildung zu reduzieren. Dieses Calciumchlorid lässt getrockneten Schlamm allerdings steinhart werden und beschleunigt außerdem den Rostbefall. Der Straßenzustand des Dempsters war bis auf den Schlamm und Schnee bei uns sehr gut. Oft hört man von unzähligen Kilometern mit Schlaglöchern und Bodenwellen. Wahrscheinlich hatten wir auch deshalb keinen Platten und keinen groben Steinschlag oder gar eine kaputte Scheibe.
Nun heißt es wieder einmal volltanken und Wasser auffüllen und so machen wir uns noch am Nachmittag des selben Tages auf dem Top of the World Highway auf den Weg nach Alaska.
wow, wieder super Fotos, muss ein traumhaftes Land sein ?
Danke Papa, ja nach Kanada müsst ihr unbedingt auch mal. Aber erst ist Mexiko an der Reihe ;)
Ich habe durch Zufall euren Blog gefunden und bin ganz beeindruckt von eurer Weltreise aus 2010. Habe mir schon einige Berichte durchgelesen, bis ich bei eurer aktuellen Reise gelandet bin. Wow, Kanadas Landschaft sieht so schön aus! Ihr habt wirklich tolle Bilder gemacht und die Polarlichter wären ja mein persönliches Highlight.
Wünsche euch weiterhin gute Fahrt und gute Reise!
Liebe Grüße, Elisa
Hallo Elisa, vielen Dank :) Polarlichter waren auch ganz weit oben auf unserer „Bucketlist“ und diese so weit nördlich zu sehen, war einfach nur atemberaubend!
Liebe Grüße aus Kanada,
Steffi und Daniel
Vom Klaus (Kornelson) hörte ich, ihr seid den Dempster gefahren. Waren dort 2011 im Februar unterwegs von Whitehorse aus, bei -40C. Auf der iceroad dann weiter nach Tuktoyaktuk. Es war eine unbeschreiblich schöne, beeindruckende Reise durch den polaren Winter.
Durch den Denali trug ich Jana in der Kraxe, sie war damals 10 Monate alt. Mc Carthy, entlang des Copper River auf der alten Eisenbahntrasse ist auch ein „Muss“.
Der Winter in Alaska, Yukon und NWT gefällt mir noch besser als der Sommer, 12 Hunde vor dem Schlitten auf dem Yukon sind mir noch in guter Erinnerung, mein Lieblingshund hiess Waukee.
Grüsse und weiterhin gute Reise, Martin
Euer Reisebericht hat mich so fasziniert – ich bin sprachlos. Die ganzen Bilder liefern einen großartigen Einblick und die Fotos von den Nordlichtern. Ich muss gestehen, dass ich neidisch bin :) So etwas tatsächlich vor Augen zu haben ist traumhaft. Lassen sich die Lichter nur bei den eisigen Temperaturen so gut betrachten (bei der Vorstellung fröstelt es mich schon :D)? Ich werde mir die Bilder nochmals ansehen – sie sind zu schön geworden! Ganz großes Lob für den tollen Bericht und die einzigartigen Eindrücke!
LG
Janine