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Neufundland und der östlichste Punkt Nordamerikas
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Nachdem wir nun endlich alles Nötige für das neue Getriebe in die Wege geleitet hatten, konnten wir nichts weiter tun, als zu warten. Von Halifax hatten wir allerdings genug und nachdem ein Mietwagen pro Tag ca. genausoviel kostet, wie die günstigsten Unterkünfte in Halifax, entschieden wir uns mit einem Mietwagen 2 Wochen lang Neufundland zu erkunden.

Mit dem Bus ging es wieder zum Flughafen, wo wir bereits vor 34 Tagen angekommen waren, damals noch in der Hoffnung nach bereits einer Woche weiterreisen zu können. Entschieden hatten wir uns beim Buchen für eine mittlere SUV Größe, nicht zu teuer, aber hoffentlich groß genug, um darin schlafen zu können. Wir bekamen einen Jeep Compass – nicht schlecht, so einen hatten wir bereits vor 5 Jahren bei unserem Kalifornien Roadtrip auf unserer Weltreise und wussten aus Erfahrung, dass es sich darin schlafen lässt.

Nach einem kurzen Check ging es wieder zurück in die City nach Dartmouth, um das Mietauto in einen Camper zu verwandeln. Am Parkplatz der Werkstatt wurde schnell alles Wichtige von Motomoto geschnappt. Wenn wir schon nicht den Gaskocher samt Gasflasche mitnehmen, dann zumindest den Kühlschrank. Ernähren wollten wir uns die kommenden Wochen von Müsli, Jause und kaltem Dosenfutter.

Sonst mit dabei: Schlafsäcke, eine kleine Geschirrauswahl und überaus froh waren wir noch an die Matratzen gedacht zu haben.

Auf nach Neufundland

Bei Abfahrt waren wir in Höchststimmung endlich unterwegs zu sein, endlich raus aus Halifax und auf dem Weg nach Neufundland. Sehr viel wussten wir nicht über diesen Teil Kanadas, doch seit wir Bilder gesehen haben wussten wir Eines – dort wollen wir hin. Über die Küstenstraße fuhren wir nach Norden mit dem heutigen Ziel North Sydney. Denn wir wollten noch heute die Nachtfähre nach Neufundland nehmen, um dort soviel Zeit wie möglich verbringen zu können.

Die Fahrt war einfach traumhaft, vorbei ging es an kleinen Fischerdörfern, immer wieder das Meer im Blick, durch Wälder und entlang kleiner und großer Seen. Das Wetter wechselte von Nebel zu Regen zu Sonnenschein.

In North Sydney wurde noch einmal günstig vollgetankt, der Sprit auf Neufundland war gerade um ca. 25 Cent pro Liter erhöht worden, und ein paar Lebensmittel wurden ebenfalls besorgt. Priorität auf diesem Trip ist erstmal eher günstig statt abwechslungsreich. ;) Bald reihten wir uns in die Schlange der Wartenden am Hafen ein, und machten die ersten Pläne wo es auf Neufundland hingehen sollte. Nach dem Boarden der Fähre schnappten wir uns noch ein paar warme Sachen und machten es uns in einem der unreservierten Sitze bequem, recht viel Platz hat man dort zur Verfügung und sogar einen USB Anschluss, um das Handy zu laden.

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht, gab es morgens einen Kaffee und wir beobachteten die Anfahrt auf Port aux Basques. Und plötzlich ein paar Delfine vor uns! Zu schnell waren sie auch schon wieder vorbei gezogen und für Fotos viel zu weit entfernt, doch was für ein toller Start.

Neufundland empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und bereits kurz nach Port aux Basques legten wir unseren ersten Stop beim Visitor Center ein. Dort deckten wir uns mit diversen Infos, Karten und Material ein. Erkundigten uns, ob es gerade irgendwo einen besonders spektakulären oder großen Eisberg zu sehen gäbe, doch wir wurden nur auf die Website www.icebergfinder.com verwiesen. Die kannten wir natürlich bereits und hatten die letzten Wochen in Halifax immer wieder kontrolliert, ob noch Eisberge zu finden sein werden, oder diese bereits alle geschmolzen sind.

Denn Eisberge standen ganz oben auf unserer Liste für Neufundland, danach kamen Wale, obwohl diese dieses Jahr etwas spät dran waren.

Corner Brook

Unser erstes Ziel in Neufundland war Corner Brook und die dort gelegene Bay of Islands. Mehr oder weniger schnurstracks ging es darauf zu, mit einem kleinen Schlenker beim Scenic Drive 404. Unterwegs wartete auch schon gleich das nächste Highlight auf uns – ein Moose, direkt neben der Straße. Für uns ein freudiger Anblick, für alle anderen Autofahrer vermutlich das Gegenteil, denn sie sind deren größte Gefahr. Bis zu 2.1 Meter Schulterhöhe können diese Elche erlangen – einfach riesig, so einen möchte man nicht mit dem Auto erwischen.

Nur ungern ließen wir Port au Port auf dem Weg nach Norden aus, doch unsere Zeit mit dem Mietauto war knapp – uns blieben nur 2 Wochen für ganz Neufundland.

In Corner Brook ging es als erstes zum Captain Cook Memorial, bereits auf unserer Weltreise waren wir überall auf der Welt seinen Spuren begegnet, u.A. waren wir in der Kealakekua Bay auf Hawaii, wo dieser 1779 ermordet wurde.

Neben ein paar wirklich interessanten Infos und Erläuterungen zu James Cook’s Kartographie von Neufundland bietet das Memorial auch einen super Ausblick auf die Bay of Island.

Die Route 450 führte uns weiter nach Westen und wir legten unsere erste kleine mini Wanderung zu den Copper Mine Falls zurück. Am Ende des Trails wartet ein kleiner bescheidener Wasserfall. Vom selben Parkplatz startet der Copper Mine to Cape Trail. Der hätte uns zwar gereizt, für heute waren wir allerdings schon zu spät dran. Wir fuhren weiter, bis zum Ende der Straße. Noch hatten wir etwas Zeit und wir starten den 3,6 Kilometer langen Cedar Cove Trail. Mit dabei war unsere nagelneue Bärenglocke.

Abends machten wir es uns an einem wunderschönen Schlafplatz gemütlich – direkt am Startpunkt der Wanderung zum Bottle Cove Trail, die Bucht und das Meer direkt im Blick. Dort saßen wir bis die Sonne untergegangen war und hielten Ausschau nach Vögeln, aber vor allem nach Walen.

Den nächsten Morgen starteten wir gleich mit einer kleinen Wanderung zur Bottle Cove und entschieden danach weiterzufahren. Für die längeren Wanderungen war das Wetter mit Nebel und immer wieder kurzem Regen nicht optimal. Und uns zog es nach Norden – zu den Eisbergen.

Kings Point und Harry’s Harbour

Eher zufällig statteten wir dem Visitor Center kurz vor Kings Point einen Besuch ab. Eigentlich wollten wir heute noch weiter Richtung Twillingate und legten hier nur einen kurzen Boxenstop ein. Doch erfuhren wir, dass wir nur ca. 15 Kilometer entfernt von einem Eisberg waren. In der Bucht von Kings Point wäre aktuell gerade einer. Zwar sei dieser erst gestern geflipt und man sähe nur noch einen kleinen Teil des eigentlichen Eisbergs, aber egal: ein Eisberg. Und ein paar Minuten später sahen wir ihn – unseren ersten Eisberg!!

Gleich in der Bucht war das nette Cafe/Restaurant „By The Sea“ mit direktem Blick auf den Eisberg. Dort machten wir es uns mit einem kühlen Bier gemütlich und gönnten uns zur Feier des Tage noch Fish’n’Chips zum Abendessen. Die Bucht ist zusätzlich auch noch äußerst beliebt bei Walen, u.a. gäbe es auch ein paar heimischen Belugawale. Also verbrachten wir wohl den Großteil der Zeit mit Blick auf das Meer und hofften irgendwo eine Finne oder Schwanzflosse zu erblicken.

Nur ein paar Kilometer weiter befinden sich die Rattling Brook Falls. Nachdem wir nun genug Zeit mit Walsuchen verbrachten hatten, legten wir dort noch eine kurze Wanderung ein und machten es uns am Parkplatz direkt am Meer bereits für die Nacht gemütlich. Fleißig dokumentieren wir unseren Schlafplatz mit einem Pin in unserer Navigationsapp, da sahen wir einen Schlafplatz von Off the Maps nicht weit entfernt, dessen Beschreibung zu verlockend klang. Und nachdem wir bei „unserem“ Platz nur so von stechenden Blackflies belagert wurden, starteten wir den Motor und düsten los.

Und wie es sich ausgezahlt hat! Der Schlafplatz befand sich in Harry’s Harbour in einer Straße, die wir selber wohl nie befahren hätten, weil wir sie als Privatstraße eingestuft hätten. Ganz langsam ging es über die grobe Schotterstraße mit unserem Mietauto und kleinen Straßenreifen die Straße entlang. Doch wir schafften es. Am Ende wartete eine kleine Landzunge auf uns – zur einen Seite das Meer, zur anderen eine kleine Einmündung mit einem fotogenem süßen Bootshaus. Auch hier wurden wir sofort nach Ankunft von Mücken und Blackflies belagert, doch bei dem Ausblick nimmt man das gerne in Kauf.

Früh am nächsten Morgen wurden wir mit den Sonnenstrahlen geweckt, und gönnten uns erst mal Müsli mit frischer kalter Milch aus unserem Kühlschrank. Doch was sahen wir – über Nacht war plötzlich ein Eisberg in unsere Bucht gewandert! Gestern war der noch nicht hier. Schnell war das Müsli vergessen und die Kamera gezückt.

Ein Einheimischer kam auf seinem Quad vorbei und wir kamen ins quatschen. Eisberge waren für ihn nichts besonderes mehr, und als wir erzählten, dass dies unser zweiter Eisberg in unserem Leben war, meinte er ganz lässig „Wollt ihr näher ran? Mein Boot steht gleich da drüben.“ – WOW, da konnten wir wirklich nicht nein sagen. Schnell folgten wir ihm zum süßen roten Bootshaus, welches wir gestern noch eifrig fotografiert hatten und boardeten Nellie. Kurze Zeit später waren wir unterwegs zum Eisberg, langsam umrundeten wir ihn, konnten diesen von allen Seiten bewundern und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Plötzlich meinte der nette Local: „Dann habt ihr ja noch nie einen Eisberg berührt? – Das müssen wir ändern“. Den großen Eisberg zu berühren ist viel zu gefährlich. Da diese unvorhersehbar einfach umkippen können, sollte man mindestens den Durchmesser des Eisbergs Abstand halten.

In einer kleinen Bucht war allerdings ein abgebrochenes Stück des Eisbergs, dort steuerten wir hin. Wir machten Fotos und konnten den kleinen, bis zu 10.000 Jahre alten Eisberg berühren. Weiter ging die Fahrt. Der Local entschuldigte sich mehrmals dass wir leider wieder zurück ans Ufer müssten. Denn eigentlich hätte er nur das Boot für den Sonntags- und Geburtstagsausflug für seinen Sohn herrichten sollen, seine Frau würde sich sicher schon fragen, wo er schon wieder geblieben sei. Einen kurzen Umweg machten wir aber noch zum Lieblingsplatz des heimischen Weißkopfadlers – majestetisch machte er sich aus dem Staub, als wir näher kamen. Anschließend noch kurz zum Nest eines Fischadlers und dann zurück in unsere Bucht. Was für ein Erlebnis!! 100 Mal bedankten wir uns bei dem Local, dessen Namen wir blöderweise vergessen haben, doch für ihn war das alles selbstverständlich. Von der Gastfreundschaft der Neufundländer hatten wir ja schon viel gehört, aber das war echt der Wahnsinn!

Noch völlig aus dem Wind bekamen wir von einer einheimischen Frau den Tipp den nahegelegenen Gull Cliff Lookout zu erklimmen – Panoramablick auf die Umgebung und auf die Eisberge. Gleich hinter dem Friedhof im Dorf befindet sich der Start des Trails – gut versteckt und nicht ganz so leicht zu finden. Doch die Frau hatte nicht zu viel versprochen. Der Ausblick war atemberaubend und wurde nur noch von den vereinzelten Eisbergen in den Buchten unter uns, und vom erspähten Elch getoppt.

Nach diesem wundervollen und spontanen Stop machten wir uns auf nach Twillingate in der Iceberg Alley – dem Ort schlechthin für Eisberg Sichtungen und Touren. Doch dazu mehr im nächsten Bericht.

Join the discussion 4 Comments

  • Ralph sagt:

    endlich geht es weiter ;-)
    habe vor ein paar Wochen einen Land Cruiser BJ 75 gekauft und bin bei der Recherche auf euren Blog gestoßen, danke für die vielen interessanten Hinweise zum Ausbau.

    Gruß aus Wien, viel Glück mit dem Getriebe,
    Ralph

  • Ingrid und Sepp sagt:

    Hallo ihr zwei!
    Tolle Berichte und wahnsinnig schoene Fotos. Sepp sagt gewaltige Spiegelungen!
    Viel Spass noch und wir freuen uns bald wieder was Neues zu lesen.

    Liebe Gruesse
    Ingrid und Sepp

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